Gedanken, Erlebnisse, Tipps & Beobachtungen aus meinen Reisenotizen der letzten 10 Jahre
Grenzgänge – Eine Episode an einem Grenzübergang, den es gottlob nicht mehr gibt
Autobahn Wien-Budapest, Grenzstation Nickelsdorf/Hegyeshalom, wenige Monate vor in Kraft treten des Schengenabkommens für Ungarn. Wir sind auf der Rückfahrt von einem Konzert in der magyarschen Hauptstadt. Es ist spät geworden, halb zwei Uhr Nachts, als wir die Grenze nach Österreich erreichen. Wie erwartet ist wenig Verkehr um diese Zeit. Nur ein paar Fahrzeuge stehen vor uns in der EU-Spur. Lediglich vor der Kontrolle für Nicht-EU-Bürger stauen sich Transporter, Lastwägen und alte, überfüllte PKW aus Litauen, der Ukraine, aus Russland, Weißrussland, Albanien und Serbien.
Wir sind an der Reihe. Ich reiche den Stapel bunter Pässe an den Zöllner. Lustlos blättert dieser durch die Papiere, plötzlich hellt sich sein müdes Gesicht auf. Er zeiht ein blaues Reisedokument hervor.
„Herr,“ er versucht den serbischen Namen, der in Kyrillisch in dem Dokument steht, zu buchstabieren. Unser Gitarrist erkennt seinen Pass und meldet sich zuvorkommend.
„Ja, das bin ich.“
„Sie sind kein EU-Bürger“, blafft ihn der Grenzer an. „Sie müssen dort in die andere Reihe.“
„Aber ich habe ein Schengen-Visum“, wendet der junge Mann ein, „ich lebe in Wien. Studiere dort.“
„Ich kann ihnen die Einreis auch gleich verbieten“, ereifert sich der Beamte. „Glauben Sie, sie können sich hier durchschleichen?“
Ich versuche die Situation zu beruhigen.
„Bitte entschuldigen Sie, wir sind seit 16 Stunden auf den Beinen, wir sind heute früh, für einen Auftritt nach Budapest gefahren, und möchten jetzt einfach nur gerne nach Hause ins Bett, ich habe leider nicht daran gedacht, dass wir nicht alle EU Angehörige sind. Mein Fehler, es tut mir leid. Könnten Sie nicht vielleicht eine Ausnahme machen. Das Visum von unserem Kollegen ist doch einwandfrei.“
„So einfach geht das nicht“, schnaubt der Mann in Uniform. Warten Sie hier.“ Damit nimmt er unseren ganzen Packen an Pässen und verschwindet in dem betongrauen Bürogebäude des Zolls.
Im Geiste rechne ich den Stau auf der Nicht-EU-Spur hoch. Anderthalb Stunden bestimmt. Wenn irgendein ukrainischer Lastwagen genauer kontrolliert wird, auch zwei. Dann wäre es bald fünf Uhr früh, bis wir in Wien sind. Ich schnaufe tief durch.
Endlich kommt der Grenzbeamte mit unseren Pässen zurück. Er reicht mir alle, bis auf den serbischen durch das offene Fenster, ohne mich anzusehen.
„Sie“, tönt er in Richtung unseres Gitarristen, „steigen’s aus und gehen sie darüber zu dem Übergang für Nicht-EU-Bürger. Der Kollege dort schaut sich Ihre Papiere an und dann können Sie weiter. Und sie“, jetzt in Meine Richtung, „schaun’s dass sie die Spur freimachen und fahren’s da drüben solang rechts ran. Und’s nächste Mal überlegen’s vorher, wo sie hinfahren.“
„Natürlich, haben Sie vielen Dank“, ich habe auf keinen Fall Lust auf weitere Diskussionen und wir verfahren so, wie von dem Grenzhüter angeordnet. Nach weiteren 5 Minuten können wir unsere Heimreise fortsetzen.
Noch heute bedauere ich, dass das Fernsehteam vom ORF, dass uns damals zu dem Konzert in Budapest begleitet hatte, noch über Nacht in Ungarn geblieben war, um einigen Außenaufnahmen zu machen. Ich wäre zu neugierig gewesen, wie sich der Beamte verhalten hätte, wenn plötzlich eine öffentlich-rechtliche Fernsehkamera mitgelaufen wäre.
Grenzgänge – Eine Episode an einem Grenzübergang, den es gottlob nicht mehr gibt
Autobahn Wien-Budapest, Grenzstation Nickelsdorf/Hegyeshalom, wenige Monate vor in Kraft treten des Schengenabkommens für Ungarn. Wir sind auf der Rückfahrt von einem Konzert in der magyarschen Hauptstadt. Es ist spät geworden, halb zwei Uhr Nachts, als wir die Grenze nach Österreich erreichen. Wie erwartet ist wenig Verkehr um diese Zeit. Nur ein paar Fahrzeuge stehen vor uns in der EU-Spur. Lediglich vor der Kontrolle für Nicht-EU-Bürger stauen sich Transporter, Lastwägen und alte, überfüllte PKW aus Litauen, der Ukraine, aus Russland, Weißrussland, Albanien und Serbien.
Wir sind an der Reihe. Ich reiche den Stapel bunter Pässe an den Zöllner. Lustlos blättert dieser durch die Papiere, plötzlich hellt sich sein müdes Gesicht auf. Er zeiht ein blaues Reisedokument hervor.
„Herr,“ er versucht den serbischen Namen, der in Kyrillisch in dem Dokument steht, zu buchstabieren. Unser Gitarrist erkennt seinen Pass und meldet sich zuvorkommend.
„Ja, das bin ich.“
„Sie sind kein EU-Bürger“, blafft ihn der Grenzer an. „Sie müssen dort in die andere Reihe.“
„Aber ich habe ein Schengen-Visum“, wendet der junge Mann ein, „ich lebe in Wien. Studiere dort.“
„Ich kann ihnen die Einreis auch gleich verbieten“, ereifert sich der Beamte. „Glauben Sie, sie können sich hier durchschleichen?“
Ich versuche die Situation zu beruhigen.
„Bitte entschuldigen Sie, wir sind seit 16 Stunden auf den Beinen, wir sind heute früh, für einen Auftritt nach Budapest gefahren, und möchten jetzt einfach nur gerne nach Hause ins Bett, ich habe leider nicht daran gedacht, dass wir nicht alle EU Angehörige sind. Mein Fehler, es tut mir leid. Könnten Sie nicht vielleicht eine Ausnahme machen. Das Visum von unserem Kollegen ist doch einwandfrei.“
„So einfach geht das nicht“, schnaubt der Mann in Uniform. Warten Sie hier.“ Damit nimmt er unseren ganzen Packen an Pässen und verschwindet in dem betongrauen Bürogebäude des Zolls.
Im Geiste rechne ich den Stau auf der Nicht-EU-Spur hoch. Anderthalb Stunden bestimmt. Wenn irgendein ukrainischer Lastwagen genauer kontrolliert wird, auch zwei. Dann wäre es bald fünf Uhr früh, bis wir in Wien sind. Ich schnaufe tief durch.
Endlich kommt der Grenzbeamte mit unseren Pässen zurück. Er reicht mir alle, bis auf den serbischen durch das offene Fenster, ohne mich anzusehen.
„Sie“, tönt er in Richtung unseres Gitarristen, „steigen’s aus und gehen sie darüber zu dem Übergang für Nicht-EU-Bürger. Der Kollege dort schaut sich Ihre Papiere an und dann können Sie weiter. Und sie“, jetzt in Meine Richtung, „schaun’s dass sie die Spur freimachen und fahren’s da drüben solang rechts ran. Und’s nächste Mal überlegen’s vorher, wo sie hinfahren.“
„Natürlich, haben Sie vielen Dank“, ich habe auf keinen Fall Lust auf weitere Diskussionen und wir verfahren so, wie von dem Grenzhüter angeordnet. Nach weiteren 5 Minuten können wir unsere Heimreise fortsetzen.
Noch heute bedauere ich, dass das Fernsehteam vom ORF, dass uns damals zu dem Konzert in Budapest begleitet hatte, noch über Nacht in Ungarn geblieben war, um einigen Außenaufnahmen zu machen. Ich wäre zu neugierig gewesen, wie sich der Beamte verhalten hätte, wenn plötzlich eine öffentlich-rechtliche Fernsehkamera mitgelaufen wäre.
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