Direkt zum Hauptbereich

Reisesplitter Ost-Süd-Ost #005

Gedanken, Erlebnisse, Tipps & Beobachtungen aus meinen Reisenotizen der letzten 10 Jahre

Muzsikás – gäbe es einen Kultur-Nobelpreis....


Eine Begegnung, die mich nachhaltig beeindruckt hat, war ein Abendessen in Budapest, das ich mit Dániel Hamar, dem musikalischen Kopf der ungarischen Musikformation Muzsikás verbringen durfte.

Muzsikás werden zumeist als Vertreter der ungarischen Folklore bezeichnet, aber dieser Begriff greift in ihrem Falle viel zu kurz. Muzsikás sind eine Institution und sie repräsentieren nahezu alles, was Kunst im Allgemeinen und Musik im Speziellen, meiner Ansicht nach sein sollte. Muzsikás sind grenz- und nationenüberschreitend, genre- und generationenübergreifend, sie verbinden Tradition und Klassik auf virtuoseste Weise und haben keinerlei Berührungsängste mit jeder Art von Moderne. Sie sind Künstler durch und durch und gleichzeitig weltoffene Menschen mit großem sozialem Engagement.


Muzsikás & der Pianist Jenő Jandó interpretieren „Allegro Barbaro“ von Béla Bartók

Zu einem ihrer vielen künstlerischen Unternehmungen gehört ein Projekt, dass sie seit über 15 Jahren betreiben: sie besuchen Schulen und spielen für die Kinder. Und zwar einfach, aber umso wirkungsvoller für deren Herzen. Sie erklären nichts, sie machen keinen „Unterricht zum anfassen“, sie vermitteln pure Liebe zur Musik. Und wer Muzsikás einmal live erlebt hat und die immense Ausstrahlung dieser Künstler erlebt hat, weiß, dass da kein Schulkind, egal aus welcher sozialen Schicht, egal welcher Herkunft oder mit welchem Background, niemand geht aus so einer „Musikstunde“ mit Muzsikás unbewegt nach Hause. Von so einem „Unterricht“ können die Jugendlichen ein Leben lang Gewinn haben.

Und Dániel Hamar, ist ein Universalgelehrter, wie man sie eigentlich für ausgestorben hält. Der Mann hat 1975 promoviert und zählt zu den renommiertersten Geophysikern (!) nicht nur seines Landes, sondern weltweit. Er ist NASA Berater und wird von der UNO zu Konsultationen eingeladen. Er weiß aber auch alles über die Geschichte Ungarns und Europas, über Instrumentenkunde, Ethnologie, spricht fünf oder sechs Sprachen und er erzählt Dir aus all diesen Welten mit einer fesselnden Begeistertheit, die Dich die Welt und die Zeit vergessen lassen und Dich mitnehmen auf Erlebnisreisen, von denen Du hoffst, nicht mehr zurückkehren zu müssen.

Das gleiche können Muzsikás auf der Bühne.

Die elektronischen Medien sind nur unzureichend geeignet, einen Eindruck davon zu vermitteln. Muzsikás sind ein Live-Erlebnis im wahrsten Sinne. Dennoch lohnt es sich auf Ihrer Website zu stöbern oder in die verschiedenen Genre-Projekte hineinzu-zappen. Und wer einmal die Chance hat, sie auf einer Bühne zu erleben, dem kann man nur gratulieren.

Muzsikás Homepage: http://www.muzsikas.hu/index2.htm


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Veröffentlichungen

Naked Identity Wer ist Aya K? Kiew : ein Videoclip trendet im Netz. Eine Handykamera hat den Sturz von einem Hochausdach gefilmt – in der Hand eines Videobloggers, der für seine rechtslastigen Triaden berüchtigt war. Schnell identifiziert die Öffentlichkeit auf den Aufnahmen die nicht weniger bekannte Aktivistin Aya Kowalenka alias „The Naked Gypsy“ als Täterin. Die streitbare Romni, im bürgerlichen Leben Wirtschaftsprofessorin, provoziert seit Jahren in der Tradition der Femen für die Rechte von Minderheiten und Frauen. Ist sie diesmal einen Schritt zu weit gegangen oder war es Notwehr? Während rechte Bürgerwehren demonstrieren, küren Gruppen aus ihrer eigenen Community sie zur Ikone eines Widerstandskampfes. Doch dann geht eine ehrgeizige Boulevardjournalistin mit einer Enthüllung auf Sendung, die alles wieder auf den Kopf stellt.  Kann ausgerechnet Bandmanager und Gelegenheits-informant Adam Wischnewski mit seiner Wiener Truppe die Verfolgte aus dem kochenden Hexenkessel heraush

Im Spiegelkabinett des David Holz oder wie wir in der K.I. uns selbst erkennen

Zugegeben, bezüglich der bildgenerierenden Künstlichen Intelligenz (K.I.) schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Das kreative ist begeistert, denn mit den Wort-Bild-Modellen wie Midjourney & Co bin ich als sehr visuell denkender Mensch plötzlich in der Lage, Dinge zu realisieren, die mir mangels zeichnerischen Talents oder photographischer Möglichkeiten bislang verschlossen blieben. So kann ich jetzt zum Beispiel meine Romane selbstständig illustrieren oder sogar als Comic realisieren und so ein ganz neues Genre erschließen.

Zwischenruf: Zehn Antworten zu den – laut Piraten Partei – „zehn wichtigsten Punkte einer Urheberrechtsreform“

Nachfolgend 10 Antworten auf die von der Piraten Partei aufgestellten „zehn wichtigsten Punkten einer Urheberrechtsreform“. Die kursiv geschrieben Textteile entstammen der Website der Piraten Partei, Stand 21.5.2012 (http://www.piratenpartei.de/2012/05/21/die-zehn-wichtigsten-punkte-einer-urheberrechtsreform/) Die Antworten spiegeln in Meinung und Wissen des Autors. 1. Verkürzung der Schutzfristen auf 10 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Die aktuellen Schutzfristen (70 Jahre nach dem Tod des Urhebers) nutzen und dienen in erster Linie den Rechteinhabern. Das Problem der Nichtverfügbarkeit vieler Werke gründet sich nicht zuletzt auch in diesen übermäßig langen Schutzfirsten, da viele Werke oft nicht neu aufgelegt oder neu vermarktet werden und trotzdem nicht freigegeben sind.   Die Länge der Schutzfristen kann durchaus diskutiert werden. Die derzeit gültigen 70 Jahre nach dem Ableben eines Urhebers entstammen natürlich einer Zeit, die langlebiger war und sind letztendlich eine Zif