Gedanken, Erlebnisse, Tipps & Beobachtungen aus meinen Reisenotizen der letzten 10 Jahre
Formel 1 in Budapest

Wer schon einmal mit dem Auto in Budapest war und sich dort nicht nur über eine der vier großen Hauptquerungsadern gestaut hat, die jeweils über eine der mächtigen Donaubrücken von Buda nach Pest oder zurück führen, der kann sich vielleicht in etwa das folgende Straßenerlebnis vorstellen. Allen anderen sei kurz beschrieben, dass Budapest, so schön und atmosphärisch es auch ist, städtebaulich und in Sachen Verkehrsinfrastruktur die Zeit des Sozialismus und auch die anschließende Boomperiode nach der Wende vergleichsweise unbehelligt überdauert hat. Soll heißen, seit Ende des zweiten Weltkrieges ist dort nicht allzu viel geschehen. Mit anderen Worten, viele Gebäude, insbesondere in den zweiten und dritten Reihen hinter den Touristenzeilen, insbesondere aber die Straßen sind in erbarmungswürdigem Zustand und eine echte Herausforderung für Achsaufhängungen und Federung jedes Automobils. Häufig wechseln Kopfsteinpflaster und durchlöcherter Asphalt innerhalb weniger hundert Meter mehrfach einander ab, wobei die Übergänge zumeist in einigen Metern offenen Untergrunds aus Kies oder Matschpfützen bestehen. Soviel als kurze Eingangsbeschreibung.
Als ich vor einigen Jahren mit einer Gruppe Roma-Musiker eingeladen war, bei Radio C, dem in Budapest ansässigen einzigen Roma-Sender Europas (dazu mehr in einem anderen Reisesplitter) Interviews zu geben und die gerade aktuelle CD vorzustellen, verbanden wir unseren Aufenthalt in der ungarischen Hauptstadt mit einem Besuch bei der älteren Schwester des Pianisten der Gruppe, die uns auch zu dem ziemlich versteckt liegenden Gebäude des Radiosenders geleitete. Da sie selbst keine Zeit hatte, die Radiosendung dort abzuwarten, fuhr sie also mit ihrem eigenen Auto, einem Fiat Baujahr Mitte 70er voraus und wir sollten ihr mit unserem Bandbus einfach folgen.
Einfach? Eine Verfolgungsjagd in den Straßen von San Franzisko ist nichts dagegen. Die gute Dame holte aus dem kleinen, rostigen Italiener ungeahnte Sprintstärken heraus, flog um Kurven, die selbst bei gutem Straßenbelag schon ambitioniert gewesen wären und rote Ampeln schienen ihr lediglich als Ansporn zu gelten, noch ein wenig Tempo zuzulegen.
Und ich hatte die Wahl. Zurückbleiben. Hoffnungslos desorientiert, irgendwo im Spinnennetz der Sträßchen und Gassen in einem der alten, heruntergekommenen Viertel Budapests. Oder dranbleiben und zu allen verfügbaren Zigeunergöttern zu beten, irgendwie heil – und möglichst bald – unser Ziel zu erreichen.
Nun, die Religionen der Roma, als meist individuell gestaltete Mischung aus indischen Wurzeln, christlichen Einflüssen und einer Reihe weiterer Zutaten, schienen über genügend Gottheiten zu verfügen, um uns zwar gut durchgeschüttelt aber tatsächlich unversehrt bis vor das Haus des Radiosenders zu bringen.
Unsere Formel-Eins taugliche Führerin verlangsamte dort nur kurzzeitig ihr Tempo grüßte lässig in den Rückspiegel und drückte erneut das Gaspedal durch, so dass ihr kleiner Wagen mit einem kreischenden Satz über das nächste Schlagloch flog und aus unserem Sichtfeld entschwand.
Seit diesem Erlebnis fällt es mir zugegebener Maßen ausgesprochen schwer, mir eine Planwagen-Karawane der Zigeuner vergangener Tage als etwas Romantisches vorzustellen.
Formel 1 in Budapest

Als ich vor einigen Jahren mit einer Gruppe Roma-Musiker eingeladen war, bei Radio C, dem in Budapest ansässigen einzigen Roma-Sender Europas (dazu mehr in einem anderen Reisesplitter) Interviews zu geben und die gerade aktuelle CD vorzustellen, verbanden wir unseren Aufenthalt in der ungarischen Hauptstadt mit einem Besuch bei der älteren Schwester des Pianisten der Gruppe, die uns auch zu dem ziemlich versteckt liegenden Gebäude des Radiosenders geleitete. Da sie selbst keine Zeit hatte, die Radiosendung dort abzuwarten, fuhr sie also mit ihrem eigenen Auto, einem Fiat Baujahr Mitte 70er voraus und wir sollten ihr mit unserem Bandbus einfach folgen.
Einfach? Eine Verfolgungsjagd in den Straßen von San Franzisko ist nichts dagegen. Die gute Dame holte aus dem kleinen, rostigen Italiener ungeahnte Sprintstärken heraus, flog um Kurven, die selbst bei gutem Straßenbelag schon ambitioniert gewesen wären und rote Ampeln schienen ihr lediglich als Ansporn zu gelten, noch ein wenig Tempo zuzulegen.
Und ich hatte die Wahl. Zurückbleiben. Hoffnungslos desorientiert, irgendwo im Spinnennetz der Sträßchen und Gassen in einem der alten, heruntergekommenen Viertel Budapests. Oder dranbleiben und zu allen verfügbaren Zigeunergöttern zu beten, irgendwie heil – und möglichst bald – unser Ziel zu erreichen.
Nun, die Religionen der Roma, als meist individuell gestaltete Mischung aus indischen Wurzeln, christlichen Einflüssen und einer Reihe weiterer Zutaten, schienen über genügend Gottheiten zu verfügen, um uns zwar gut durchgeschüttelt aber tatsächlich unversehrt bis vor das Haus des Radiosenders zu bringen.
Unsere Formel-Eins taugliche Führerin verlangsamte dort nur kurzzeitig ihr Tempo grüßte lässig in den Rückspiegel und drückte erneut das Gaspedal durch, so dass ihr kleiner Wagen mit einem kreischenden Satz über das nächste Schlagloch flog und aus unserem Sichtfeld entschwand.
Seit diesem Erlebnis fällt es mir zugegebener Maßen ausgesprochen schwer, mir eine Planwagen-Karawane der Zigeuner vergangener Tage als etwas Romantisches vorzustellen.
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