Vierter Tag, Di. 8.6.2010
Nachdem wir den Wald rund um die Martinsklause verlassen und eine erste Anhöhe überschritten haben, sind zum ersten Mal rundum nur noch Felder, Wiesen und Waldesränder zu sehen. Kein einziges Haus, keine Straße, kein Strom- oder Fernleitungsmast, keine Windräder. Die Wege werden schmaler. Und sie führen überwiegend bergauf. Was den Rucksack heute etwas schneller schwer wiegen und den Hund etwas schneller schwer hecheln lässt. Irgendwann ist der Weg kaum noch auszumachen. Ich vermute ihn immer dort, wo das Gras etwas weniger hoch gewachsen ist. Und zum Glück liege ich damit richtig.
Dann erreichen wir eine Kuppe und ich freue mich über das weite Panorama aus stufenartig nach unten führenden Weinhängen und Getreidefeldern. Dann erst schau ich einmal zurück, um den Weg, den wir gekommen sind anzusehen. Und bin für einen Augenblick beinahe erschrocken und sogleich mit großen Augen begeistert. Ich hatte nicht bemerkt, dass wir so hoch geklettert waren und so bin ich nun von der enormen Aussicht, die auf 180 Grad nahezu grenzenlos zu sein schien, ernsthaft überrascht. Ich kann mich für Minuten überhaupt nicht satt sehen und erst das lauter werdende Japsen Brooklyns lenkt mich wieder ab. Leider stehen wir auf einem vollkommen schattenfreien Weg und so beginnt nun die Suche nach dem optimalen, wunderschönen und schattigen Picknickplatz.
Wir werden nicht wirklich fündig. Erst nach rund einer halben Stunde, wir sind beide beinahe soweit jederzeit und überall Stopp zu machen, finden wir ein hübsches Wegkreuz unter einer jungen, aber weit ausladenden Eiche. Wir haben inzwischen zwar bereits wieder eine kleine Landstraße erreicht, die direkt an diesem Plätzchen vorbeiführt, aber da auf ihr nur sehr selten ein paar Einheimische und vereinzelte Tracktoren des Weges kommen, bleiben wir und machen für eine gute Stunde Siesta.
Bis uns der überraschend auffrischende Wind weckt. Hinter uns haben sich enorme, sehr schwarze Gewitterwolken aufgetürmt, die auch schon rasch die Sonne verschluckt haben. Angesichts der mehr als hochsommerlichen Hitze ein Umstand, der uns nicht allzu traurig stimmt. Dennoch brechen wir auf, um im Zweifelsfall nicht den ganze restlichen Weg über offenes Feld in einem Unwetter gehen zu müssen.
Die Sorge war jedoch unbegründet. Zwar bleibt die Sonne hinter einem leichten Wolkenschleier, aber nach eine heftigen Gewitter sieht es schon bald nicht mehr aus.
Das letzte Stück Weg zieht sich heute. Zumal das Vorankommen durch einige überflutete und sehr matschige Wegstücke erschwert wird. Nicht das Matsch Brook etwas ausmachen würde. Aber auch sie ist nun schon recht müde und findet nicht mehr allzu großen Gefallen an dem schlammigen Untergrund.
Im Sonnenuntergang, knapp 12 Stunden nach unserem Aufbruch erreichen wir Ernstbrunn und werden mit einer Sensationsunterkunft belohnt. Das Gästehaus Unger wartet mit sehr biologischem Konzept auf und hat jedes seiner 10 Zimmer thematisch unterschiedlich gestaltet. Wir haben das Steinzimmer gewählt. Naturfelsboden im Bad und in der Dusche. Waschbecken aus einem Granitbrocken gehauen, mit rohen Felsblöcken ummauerte Türen. Der Zimmerboden und die Einrichtung aus geöltem Nussholz.
Brooklyn beeindruckt solcherlei allerdings nicht mehr. Sie möchte sich nur noch auf das Leinenbezogene große Doppelbett stürzen und bis zum Morgen nicht mehr gestört werden. Eins erheischt aber dann doch noch kurz ihre Aufmerksamkeit. Da ich beim Zimmerreservieren am Morgen erwähnt hatte, dass ich mit Hund unterwegs bin, steht in unserem Steinzimmer ein kleiner Napf mit Wasser und ein dicker Ochsenziemer für den Vierpfotengast parat. Brooks Lieblingsunterkunft der Reise dürfte damit wohl bereits feststehen.
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