Hannover, 17.1.2013, das GMS Institut sieht die FDP in Niedersachsen bei 5%. Nur drei Tage später sind es dann rund 10% der tatsächlich abgegebenen Stimmen, die auf die deutschen Freidemokraten entfallen. Ein Überraschungserfolg, erzielt im Schlussspurt, so heißt es.
Zur gleichen Zeit wird in Österreich über die Zukunft der
Wehrpflicht entschieden. Die Umfragen pendeln seit Wochen, je nach Färbung des Auftrag
gebenden Mediums bei 50/50 plusminus. Herausgekommen sind 60% Fürsprecher zur
Beibehaltung der Wehrpflicht. Unerwartet deutlich, sei das Ergebnis, so hört man
und liest es bei erstaunten die Kommentatoren.
6. November 2012. In den Vereinigten Staaten wird Präsident
Obama für eine zweite Amtszeit gewählt. Nicht in einem Kopf-an-Kopf-Rennen, wie
vorhergesagt, nicht etwa nur mit der knapp größeren Zahl an Wahlmännern,
sondern auch mit über 5 Millionen mehr Stimmen.
Die Liste ließe sich fortsetzen und wird fortgesetzt werden.
Leider. Denn verloren hat bei den demokratischen Wahlen und Abstimmungen rund
um den Globus in den letzten Jahren vor allem eine Gruppe immer wieder: die
Demoskopen.
Das mag ärgerlich sein, für eifrige Buchmacherkunden,
erfreulich vielleicht für Presse und Fernsehen, lässt sich doch so immer wieder
trefflich über Sensationen und Außergewöhnliches berichten. Für Staaten und für
die Gesellschaft jedoch bedeuten diese fortlaufend falschen Weissagungen aus verschwommenen
Kristallkugeln schlicht eine Katastrophe.
Bedenkt man nämlich, dass Politiker und Parteien, die
Merkel-Union ist hier geradezu prototypisch, fast ausschließlich Politik mit
dem Blick auf die Demoskopie betreiben, die ihrerseits aber ganz offensichtlich
der wachsenden Differenziertheit der Bevölkerung nicht mehr gewachsen ist, dann
bleibt am Ende, dass die Richtungsentscheidungen zunehmend nach dem Gutdünken
einiger Forschungsgruppenleiter und deren Auftrag- und Geldgebern getroffen
werden, die weder mit Volkes Wille noch mit Überzeugungen der Gewählten noch etwas
zu tun haben.
Die Schlussfolgerung aus der nicht enden wollenden Serie von
demoskopischen Reinfällen müsste daher eine deutliche Einschränkung des
Befragungswahns sein. Beispielsweise durch Quoren. Beispielsweise dürfte sich eine
Befragung nur dann repräsentativ nennen, wenn sie wenigstens 1% der jeweiligen
Bevölkerung abdeckt. Für eine Bundestagswahl wären das ca 60.000 Befragte. Zum
Vergleich, die aktuellen Ergebnisse zur so genannten Sonntagsfrage basieren
durchwegs auf 1.000 bis maximal 2.000 Auskunft gebenden.
Und apropos Sonntagsfrage. „Wenn am nächsten Sonntag Wahl
wäre…“ Ist aber nicht. Die Frage an sich
ist also schon irrelevant. Sie sollte abgeschafft werden. Mit Sicherheit wäre
eine große Mehrheit dafür. Man sollte dazu mal eine Umfrage machen.
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