Adventsgeschichten II. Die zweite von vier Geschichten für die Adventssonntage. Wieder keine Weihnachtsgeschichte im üblichen Sinn, oder doch?
Vor ein paar Tagen hatte ich mal wieder ein Jour Fix mit dem Schöpfer. Diese Treffen sind immer etwas Außergewöhnliches, denn bekanntlich wird kaum etwas so häufig verschoben und vertagt, wie ein „Jour Fix“. Und bei einem so beschäftigten Wesen, wie dem Schöpfer, kann natürlich immer was dazwischen kommen. Hier explodiert eine Sonne, dort muss eine Sintflut organisiert werden, ständig ist was los in der Unendlichkeit.
Umso mehr freute ich mich, dass es dieses mal zu klappen schien und wir trafen uns wie immer in der kleinen Kaffeeküche im zweiten Stock. Die Kaffeeküche ist der einzig angemessene Ort für ein „Jour Fix“ mit dem Schöpfer, stellt sie doch das Zentrum des Universums dar. Manch einer mag zwar einwenden, das könne nicht sein, da es doch Millionen verschiedener Kaffeeküchen gäbe. Aber das ist eine Wahrnehmungstäuschung und hat etwas mit den verschränkten Quarx zu tun. In Wahrheit gibt es nur eine Kaffeeküche und die ist der Mittelpunkt aller Welten.
Der Schöpfer erschien missmutig zu unserer Verabredung und brummelte, neben so einer Art Begrüßung, weitgehend unverständliche Halbsätze in seinen mächtigen Bart, während er sich aus der Clooney-Maschine einen Café Latte zapfte.
„Ich weiß manchmal wirklich nicht, warum ich das alles mache“, glaubte ich zu verstehen und „ich frag mich, wozu ich mir so viel Mühe gebe“. Ich schwieg zunächst und wollte mir erst ein Bild davon machen, worüber der Schöpfer so verärgert war. Erst nach dem zweiten großen Schluck Kaffeehaltiger Milch rückte er mit einer gewissen Präzisierung heraus:
„Ich habe mich heute wieder mal umgesehen und ich erkenne meine eigene Schöpfung bald nicht mehr. Was ist nur los mit den Menschen?“, er sah mich ratlos und fragen an. Oh je, dachte ich, die Menschen. Das Thema liegt mir gar nicht. Ich tue mich dabei immer relativ schwer, mit einem distanzierten, objektiven Urteil oder gar mit Ratschlägen. Also schwieg ich und wartete weiter ab.
„Haben Sie eine Vorstellung, wie viel Zeit ich in die Erschaffung der Menschen gesteckt habe und wie viel Mühe es mir bereitet hat, den Unterschied zwischen Mann und Frau präzise und fein justiert herauszuarbeiten? Nicht nur im mechanischen, körperlichen Sinn - passgenau und ausgewogen - sondern auch was die mentalen Gegengewichte betrifft. Die Frau mit dem Sinn für Familie und Führsorge, der Mann mit Furchtlosigkeit, Mut und großem Ehrgefühl. Das Weibliche mit dem Gespür für die feine, zielgerichtete Intrige, der Mann versehen mit geradliniger Treue und Verlässlichkeit usw. usw. Können Sie sich vorstellen, wie schwierig das zu entwerfen war?
Und jetzt?“, man konnte ihm die Verwirrung förmlich am Bart ablesen, „ich schalte mich in Eure Informationssysteme ein, um einen Überblick zu bekommen, und kenn mich überhaupt nicht mehr aus. Ich kann Männchen von Weibchen kaum noch unterscheiden.
Das fing ja kürzlich schon damit an, dass Eure Frauen dieselben Rechte, dieselben Berufe und dieselben Maßanzüge haben wollten, wie die Männer. Nun gut, Schöpfer sind von Natur aus Gerechtigkeitsliebend und so erschien mir das irgendwie fair und verständlich. Aber nun machen die Männer das gleiche umgekehrt. Ich sehe Geschäftsmänner mit mehr Silberschmuck in Nase, Ohren und Oberlippe, als ihn die Queen von England um den Hals trägt. Da sitzen Abteilungsleiter mit unfähigen Mitarbeitern und führen verständnisvolle Gespräche, als wären sie deren Großmutter und nicht der Chef. Und hier“, er warf erregt eine wenige Wochen alte Tageszeitung auf die kleine Anrichte, „hier lese ich, dass Studien bewiesen hätten, „androgyne“ Führungskräfte seinen erfolgreicher. Wenn ich eine androgyne Krone der Schöpfung gewollt hätte, dann hätte ich mir den ganzen Ärger mit den Hormonen doch sparen können.“ Er war jetzt richtig in Fahrt.
„Und dem Fass den Boden schlug dann diese Reportage aus, über einen Eurer Flottenkommandeure. Ein Soldat der, abgesehen davon, dass er seine Uniform mit bunten Tüchlein verziert hat und mehr Kajal um die Augen trägt, als diese ägyptische Königin, na, wie hieß sie noch, ah, Kleopatra, ja genau. Also, als ob das nicht alles schon weibisch genug wäre, tanzt dieser Typ über die Planken seines Dreimasters, als sei er auf einem venezianischen Maskenball und nicht auf einer Mission in der Karibik.“
„Oh, den meinen Sie“, ich wollte die Verwechslung aufklären, „nun, das ist nicht wirklich eine Reportage. Wissen Sie, das ist ein Schauspie..“
„Papperlapapp“, unterbrach er mich. „Fakt ist doch, dass ich da draußen keine richtigen Männer mehr sehe, so wie ich sie geplant hatte. Und das stimmt mich traurig. Es zeigt, dass ich etwas falsch gemacht habe.
Was ist denn zum Beispiel aus diesem jungen, vielversprechenden Mann geworden? War auch beim Militär, wenn ich mich recht erinnere. Hatte schon viel erreicht und war schon in jungen Jahren ungemein populär. Aus dem hätte doch was werden sollen. Wissen Sie wen ich meine? Ich glaube er kam aus Griechenland. Das letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er wohl eine Art Sportverletzung an der Ferse hatte. Ist denn die nicht wieder gut verheilt?“
„Oh, Sie meinen Achill. Nun ja, das ist schon ein paar Tage her. Nein leider, das mit der Ferse ist nicht gut ausgegangen. Aber immerhin wurde eine Sehne nach ihm benannt.“ „Na also“, der Schöpfer blickte trotzig, „das sollte doch ein Vorbild sein. Aber mir scheint, davon ist nichts mehr übrig.“
„Nun“, wandte ich ein, „vielleicht sind ja unsere Informationsmedien zuweilen etwas sehr selektiv. Sie wissen schon, die Mode, Einschaltquoten, Werbung. Aber ich glaube bei den Menschen im wirklichen Leben, ist die Lage oft gar nicht so drama tisch, wie sie in der Zusammenfassung erscheint.“ „Also gut“, ein wenig Hoffnung machte sich auf dem Gesicht des Schöpfers breit, „ich muss schon bald wieder weiter, aber wir könnten ein Stück des Weges gemeinsam mit einem Eurer großen Verkehrsmittel zurücklegen. In diesen Eisenbahnen trifft sich doch immer ein ganz repräsentativer Durchschnitt der Menschheit, oder?“ „Eine gute Idee“, und noch ehe ich ausgesprochen hatte, befanden wir uns in einem überfüllten Morgenzug zwischen Frankfurt und Köln.
Um es kurz zu machen, die Fahrt verlief deprimierend. Wir trafen auf Schaffner, die den Reisenden ein fröhliches „Guten Morgen Ihr Süßen“ zuträllerten, auf einen Trupp Bauarbeiter, die nicht etwa Geld und Ehre bei einem Kartenspiel verteidigten, sondern über ihre Horoskope und Aszendenten diskutierten. Wir begegneten Managern, die einen wichtigen Geschäftsbesuch mit einem Fleuropgruß ankündigten und dann wieder einem Universitätsprofessor, der gerade einen Abschiedsbrief an seine Frau und die drei Kinder im Teenageralter in sein Handy tippte, während er unterwegs war, mit einer 19 jährigen Studentin auf Mallorca ein neues Laben als Biobauer zu beginnen.
Je länger die Fahrt dauerte, umso niedergeschlagener wurde ich und kurz bevor wir unseren Zielbahnhof erreichten, wandte ich mich zu meinem Mitreisenden, um meine Niederlage einzugestehen.
Zu meiner größten Überraschung strahlte der Schöpfer über das ganze Gesicht. „Danke mein Freund“, er reichte mir die Hand, „dass sie mir gezeigt haben, dass die Wirklichkeit doch anders aussieht.“ Ich war vollkommen verwirrt. „Aber wieso?“, fragte ich, „alles, was wir gesehen haben, hat doch Ihre schlimmsten Befürchtungen mehr als bestätigt. Weibische Weicheier, unehrenhafte Verlierer, Schlappschwänze, so weit das Auge reicht.“
„Ah“, er machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand, „Äußerlichkeiten. Ich habe unterwegs wieder mal in ihre Herzen und ihre Gedanken gesehen. Und ich kann Ihnen sagen, es ist alles vollkommen beim Alten.“ Und damit verschwand er.
Ich verließ den Zug, noch immer irritiert und ging in eine Kneipe, um mich zu erfrischen. Während ich in Gedanken versunken meinen Non Foam Chai Latte umrührte, drangen ein paar Gesprächsfetzen vom Nachbartisch an mein Ohr. Ich hörte etwas von „getunten Motoren“, von „alles auf eine Karte setzen“, von „kämpfen um jeden Preis“ und von „es allen zeigen“ und „ganz groß rauskommen“. Der Alte hatte also doch recht. Ich atmete erleichtert tief durch und wandte mich dem Tisch zu, um die Jungs dort mit einem männlichen Kopfnicken zu grüßen.
In ölverschmierten Mechanikeroveralls, die Beine lässig hochgelegt, auf die Motorradhelme am Boden, prosteten sich dort mit je einem Bier in der Flasche vier junge Frauen zu. Als sie mein steckengebliebenes Nicken bemerkten, lachten sie herüber und zwinkerten, als wollten sie sagen: „Nur Mut. Das wird schon.“
Vor ein paar Tagen hatte ich mal wieder ein Jour Fix mit dem Schöpfer. Diese Treffen sind immer etwas Außergewöhnliches, denn bekanntlich wird kaum etwas so häufig verschoben und vertagt, wie ein „Jour Fix“. Und bei einem so beschäftigten Wesen, wie dem Schöpfer, kann natürlich immer was dazwischen kommen. Hier explodiert eine Sonne, dort muss eine Sintflut organisiert werden, ständig ist was los in der Unendlichkeit.
Umso mehr freute ich mich, dass es dieses mal zu klappen schien und wir trafen uns wie immer in der kleinen Kaffeeküche im zweiten Stock. Die Kaffeeküche ist der einzig angemessene Ort für ein „Jour Fix“ mit dem Schöpfer, stellt sie doch das Zentrum des Universums dar. Manch einer mag zwar einwenden, das könne nicht sein, da es doch Millionen verschiedener Kaffeeküchen gäbe. Aber das ist eine Wahrnehmungstäuschung und hat etwas mit den verschränkten Quarx zu tun. In Wahrheit gibt es nur eine Kaffeeküche und die ist der Mittelpunkt aller Welten.
Der Schöpfer erschien missmutig zu unserer Verabredung und brummelte, neben so einer Art Begrüßung, weitgehend unverständliche Halbsätze in seinen mächtigen Bart, während er sich aus der Clooney-Maschine einen Café Latte zapfte.
„Ich weiß manchmal wirklich nicht, warum ich das alles mache“, glaubte ich zu verstehen und „ich frag mich, wozu ich mir so viel Mühe gebe“. Ich schwieg zunächst und wollte mir erst ein Bild davon machen, worüber der Schöpfer so verärgert war. Erst nach dem zweiten großen Schluck Kaffeehaltiger Milch rückte er mit einer gewissen Präzisierung heraus:
„Ich habe mich heute wieder mal umgesehen und ich erkenne meine eigene Schöpfung bald nicht mehr. Was ist nur los mit den Menschen?“, er sah mich ratlos und fragen an. Oh je, dachte ich, die Menschen. Das Thema liegt mir gar nicht. Ich tue mich dabei immer relativ schwer, mit einem distanzierten, objektiven Urteil oder gar mit Ratschlägen. Also schwieg ich und wartete weiter ab.
„Haben Sie eine Vorstellung, wie viel Zeit ich in die Erschaffung der Menschen gesteckt habe und wie viel Mühe es mir bereitet hat, den Unterschied zwischen Mann und Frau präzise und fein justiert herauszuarbeiten? Nicht nur im mechanischen, körperlichen Sinn - passgenau und ausgewogen - sondern auch was die mentalen Gegengewichte betrifft. Die Frau mit dem Sinn für Familie und Führsorge, der Mann mit Furchtlosigkeit, Mut und großem Ehrgefühl. Das Weibliche mit dem Gespür für die feine, zielgerichtete Intrige, der Mann versehen mit geradliniger Treue und Verlässlichkeit usw. usw. Können Sie sich vorstellen, wie schwierig das zu entwerfen war?
Und jetzt?“, man konnte ihm die Verwirrung förmlich am Bart ablesen, „ich schalte mich in Eure Informationssysteme ein, um einen Überblick zu bekommen, und kenn mich überhaupt nicht mehr aus. Ich kann Männchen von Weibchen kaum noch unterscheiden.
Das fing ja kürzlich schon damit an, dass Eure Frauen dieselben Rechte, dieselben Berufe und dieselben Maßanzüge haben wollten, wie die Männer. Nun gut, Schöpfer sind von Natur aus Gerechtigkeitsliebend und so erschien mir das irgendwie fair und verständlich. Aber nun machen die Männer das gleiche umgekehrt. Ich sehe Geschäftsmänner mit mehr Silberschmuck in Nase, Ohren und Oberlippe, als ihn die Queen von England um den Hals trägt. Da sitzen Abteilungsleiter mit unfähigen Mitarbeitern und führen verständnisvolle Gespräche, als wären sie deren Großmutter und nicht der Chef. Und hier“, er warf erregt eine wenige Wochen alte Tageszeitung auf die kleine Anrichte, „hier lese ich, dass Studien bewiesen hätten, „androgyne“ Führungskräfte seinen erfolgreicher. Wenn ich eine androgyne Krone der Schöpfung gewollt hätte, dann hätte ich mir den ganzen Ärger mit den Hormonen doch sparen können.“ Er war jetzt richtig in Fahrt.
„Und dem Fass den Boden schlug dann diese Reportage aus, über einen Eurer Flottenkommandeure. Ein Soldat der, abgesehen davon, dass er seine Uniform mit bunten Tüchlein verziert hat und mehr Kajal um die Augen trägt, als diese ägyptische Königin, na, wie hieß sie noch, ah, Kleopatra, ja genau. Also, als ob das nicht alles schon weibisch genug wäre, tanzt dieser Typ über die Planken seines Dreimasters, als sei er auf einem venezianischen Maskenball und nicht auf einer Mission in der Karibik.“
„Oh, den meinen Sie“, ich wollte die Verwechslung aufklären, „nun, das ist nicht wirklich eine Reportage. Wissen Sie, das ist ein Schauspie..“
„Papperlapapp“, unterbrach er mich. „Fakt ist doch, dass ich da draußen keine richtigen Männer mehr sehe, so wie ich sie geplant hatte. Und das stimmt mich traurig. Es zeigt, dass ich etwas falsch gemacht habe.
Was ist denn zum Beispiel aus diesem jungen, vielversprechenden Mann geworden? War auch beim Militär, wenn ich mich recht erinnere. Hatte schon viel erreicht und war schon in jungen Jahren ungemein populär. Aus dem hätte doch was werden sollen. Wissen Sie wen ich meine? Ich glaube er kam aus Griechenland. Das letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er wohl eine Art Sportverletzung an der Ferse hatte. Ist denn die nicht wieder gut verheilt?“
„Oh, Sie meinen Achill. Nun ja, das ist schon ein paar Tage her. Nein leider, das mit der Ferse ist nicht gut ausgegangen. Aber immerhin wurde eine Sehne nach ihm benannt.“ „Na also“, der Schöpfer blickte trotzig, „das sollte doch ein Vorbild sein. Aber mir scheint, davon ist nichts mehr übrig.“
„Nun“, wandte ich ein, „vielleicht sind ja unsere Informationsmedien zuweilen etwas sehr selektiv. Sie wissen schon, die Mode, Einschaltquoten, Werbung. Aber ich glaube bei den Menschen im wirklichen Leben, ist die Lage oft gar nicht so drama tisch, wie sie in der Zusammenfassung erscheint.“ „Also gut“, ein wenig Hoffnung machte sich auf dem Gesicht des Schöpfers breit, „ich muss schon bald wieder weiter, aber wir könnten ein Stück des Weges gemeinsam mit einem Eurer großen Verkehrsmittel zurücklegen. In diesen Eisenbahnen trifft sich doch immer ein ganz repräsentativer Durchschnitt der Menschheit, oder?“ „Eine gute Idee“, und noch ehe ich ausgesprochen hatte, befanden wir uns in einem überfüllten Morgenzug zwischen Frankfurt und Köln.
Um es kurz zu machen, die Fahrt verlief deprimierend. Wir trafen auf Schaffner, die den Reisenden ein fröhliches „Guten Morgen Ihr Süßen“ zuträllerten, auf einen Trupp Bauarbeiter, die nicht etwa Geld und Ehre bei einem Kartenspiel verteidigten, sondern über ihre Horoskope und Aszendenten diskutierten. Wir begegneten Managern, die einen wichtigen Geschäftsbesuch mit einem Fleuropgruß ankündigten und dann wieder einem Universitätsprofessor, der gerade einen Abschiedsbrief an seine Frau und die drei Kinder im Teenageralter in sein Handy tippte, während er unterwegs war, mit einer 19 jährigen Studentin auf Mallorca ein neues Laben als Biobauer zu beginnen.
Je länger die Fahrt dauerte, umso niedergeschlagener wurde ich und kurz bevor wir unseren Zielbahnhof erreichten, wandte ich mich zu meinem Mitreisenden, um meine Niederlage einzugestehen.
Zu meiner größten Überraschung strahlte der Schöpfer über das ganze Gesicht. „Danke mein Freund“, er reichte mir die Hand, „dass sie mir gezeigt haben, dass die Wirklichkeit doch anders aussieht.“ Ich war vollkommen verwirrt. „Aber wieso?“, fragte ich, „alles, was wir gesehen haben, hat doch Ihre schlimmsten Befürchtungen mehr als bestätigt. Weibische Weicheier, unehrenhafte Verlierer, Schlappschwänze, so weit das Auge reicht.“
„Ah“, er machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand, „Äußerlichkeiten. Ich habe unterwegs wieder mal in ihre Herzen und ihre Gedanken gesehen. Und ich kann Ihnen sagen, es ist alles vollkommen beim Alten.“ Und damit verschwand er.
Ich verließ den Zug, noch immer irritiert und ging in eine Kneipe, um mich zu erfrischen. Während ich in Gedanken versunken meinen Non Foam Chai Latte umrührte, drangen ein paar Gesprächsfetzen vom Nachbartisch an mein Ohr. Ich hörte etwas von „getunten Motoren“, von „alles auf eine Karte setzen“, von „kämpfen um jeden Preis“ und von „es allen zeigen“ und „ganz groß rauskommen“. Der Alte hatte also doch recht. Ich atmete erleichtert tief durch und wandte mich dem Tisch zu, um die Jungs dort mit einem männlichen Kopfnicken zu grüßen.
In ölverschmierten Mechanikeroveralls, die Beine lässig hochgelegt, auf die Motorradhelme am Boden, prosteten sich dort mit je einem Bier in der Flasche vier junge Frauen zu. Als sie mein steckengebliebenes Nicken bemerkten, lachten sie herüber und zwinkerten, als wollten sie sagen: „Nur Mut. Das wird schon.“
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